Haute Alpes Tour 2008

Eine zweigeteilte Einmanntour über das Dach der Alpen mit vielen hohen Pässen und einem Todesfall.

Kurzbericht: Geplante Tour wurde ins Navi geladen und planungsnah abgefahren.

Vorbereitung

Der Autoreisezug für die Familie war gebucht, die Triumph und der Fahrer vorbereitet, selbst die Tour war schon sauber ins PDA-Navi geladen und überprüft. Das einzige was noch fehlte, waren leidensfähige Mitfahrer. Nun den, es geht ja auch alleine. Da nun ungebunden und flexibel wurde die Anreise in die Alpen noch etwas optimiert. Am Vorabend bin ich halt von der Arbeit über Land schon mal nach Kehl gedüst um die Vingnette in der Schweiz nicht nutzen zu müssen und so noch ein paar Schweizer Pässe mitnehmen zu können.

Tourtag 1: Kehl (D) - Aosta (I)

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Im Kanton Vaud

Von Kehl aus ging es über eine kurze Autobahnetappe zur Einreise in die Schweiz bei Basel mit herzlichstem Orange überall um mich rum. Grund war das EM Spiel Niederlande gegen irgendwas an diesem Tag. Da meine geplante Tagesetappe ja keine schweizerischen Autobahnen beinhaltete, ging auch die Grenzüberschreitung, anders als auf der Autobahn, flott vonstatten.

Im Lauf des Tages steigerten sich die Passhöhen von 1167m am Schallenberg über den Saanenmösersattel, den Col du Pillon, Col de la Croix, Col des Planches, bis auf 2469m am Großer St. Bernhard an dem die Schweiz wieder verlassen wurde. Da weder Wetter, Navigation noch Verkehr Probleme bereiteten, lies ich es gemäß Planung kurz hinter Aosta in Italien für diesen Tag gut sein und genoss in einem Gartenrestaurante den Sonnenuntergang.

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Einfahrt nach Frankreich

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30Km Spaß am Iseran

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In Frankreich war die Welt noch in Ordnung

Tourtag 2: Aosta (I) - Briançon (F)

Bei herrlichstem Sonnenschein ohne groß Verkehr gingen die ersten Pässe des Tages sehr locker unter den Reifen durch. Bevor ich mich versah, war ich über den Kleiner St. Bernhard in Frankreich und über den Col de l'Iseran und den Col du Mont Cenis auch schon wieder in Italien.

Doch am Ortseingang von Susa war da plötzlich eine Baustelle mit Vollsperrung für Kraftfahrzeuge. Es gab aber eine schön stabile Planke über den Bachlauf, damit sich Fußgänger und Fahrradfahrer nicht die Füße nass machen mussten. Während ich mich noch umsah und die Lage einschätzte, kam ein einheimischer Stoppelhopser daher und zeigte eindrucksvoll, wie man die Vollsperrung zu meistern hat. Quasi zeitgleich mit mir sattelten nun zwei Schweizer Kollegen ihre Sport-Krads, um den Bach zu überqueren. Ich ließ ihnen höflich den Vortritt. Dies war der entscheidende Fehler. Dass sich hier Auswärtige nicht an die Regeln halten, wollte der Baustellenobermotz nicht tolerieren. Gerade nach dem die zwei Schweizer die Planke passiert hatten, wurde diese vom Opermotz eingezogen und so der Weg für mich versperrt. Die Schweizer Krads aber zogen unbehelligt weiter gen Süden. Alle Diskussion meinerseits änderte nichts an der Tatsache, dass ich einen Umweg von über 80 Km durch den Tunnel de Frejus mit dazugehörigem Malus von 21 Euro gewonnen hatte.

Die Tunnelpassage warf mein Zeitmanagement recht heftig durcheinander zumal der PDA nun sporadisch den Betrieb über die Bordsteckdose einstellte und immer wieder unbemerkt seinen Akku leer saugte. Trotzdem gelang es mir, mich bei Oulx wieder auf die geplante Tour aufzusatteln und über den Colle di Sampeyre den nächsten 2000er abzuspulen. Aber nicht genug des Verdrusses für einen Tag. Leider verwehrte mir und allen anderen die italienische Polizei die Weiterfahrt zur Grenze nach Frankreich über den Col de Montgenèvre. Begründung gab es keine, nur die tolle Idee, doch in Italien zu nächtigen. Nach intensivem Studium meiner Backup-Strassenkarte ging es wieder Retour bis nach Bardonecchia, um über kleinste Sträßchen den Col de l'Echelle und durchs Val-des-Prés die endgültige Einreise nach Frankreich zu bewerkstelligen. Mein Zeitplan war damit natürlich gänzlich über den Haufen geworfen, so dass ich, flexibel wie ich nun mal bin, den Tag mit Pizza und Rotwein in Briançon abschloss. Natürlich erst nachdem ich mein PDA-Navi über Nacht zum Aufladen unter die Sitzbank gezwängt hatte.

Tourtag 3: Briançon (F) - Boulouris (F)

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Einfahrt in die Haute Alpes

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Super Wetter am Dach der Alpen

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Ohne Schneeketten duchgekommen

Gut ausgeruht ging es schon recht früh am nächsten Morgen auf die Reise. Ich wurde mit bestem Wetter, fast keinem Verkehr und traumhaft schönen Kurven am Col d'Izoard und anschließend am Col de Valbelle belohnt. Der Einstieg in die Zufahrt zum Col de Vars war mit der ersten Akkuladung des PDA auch noch sicher gefunden. Zwei drittel des Cols hinauf wurde ich wegen des extrem geringen Gegenverkehrs schon misstrauisch. Und ja, hinter dem Col war eine Baustelle mit Vollsperrung. Mir war klar, das ich das Alpendach für diesen Tag abschreiben kann, wenn ich hier nicht durch komme. Also runter vom Bock und per Pedes mal weiter um zu sehen was da noch kommt. Die Baustelle war in Betrieb und der Vorarbeiter lieh mir sein Ohr. Er meinte, wenn ich mit meiner Triumph an der Sperrung vorbei komme und mir zutraue die 400 Meter über tiefen Schotter zu kommen kann ich das während ihrer Pause gerne machen. Also den 1 Kilometer wieder hoch zum Trippel und den ca. 100 Kg schweren Betonklotz weg geschoben. Motorrad durch die Lücke gezirkelt und den Klotz wieder brav zurück gewuchtet. Soweit so gut, nun noch die 5 Liter Schweiß in die Klamotten einziehen lassen und Motor an. Die Schotterdurchfahrt war nun kein echtes Problem mehr und gab wohl auch nicht das von den Baustellenarbeitern erhoffte Spektakel ab. Schon außer Sicht der Baustelle war noch die zweite Absperrung zu meistern. Hier half ein norddeutscher Transalpfahrer, der gen Norden weiter wollte.

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Der Höhepunkt der Tour

Nun war der Weg frei zum höchsten asphaltierten Straßenabschnitt in den Alpen. Der Aufstieg ging über den Col de Restefond, Col de Raspaillon zum Col de la Bonette. Dieser ist zwar nicht der höchste Pass der Alpen, aber mit dem kleinen Abstecher zum Cime de la Bonette ist man ganz oben. Der Abstieg über den Col de la Couillole, Col de Valberg und Col de Toutes Aures zur Mittelmeerküste kostete dann noch den Rest des Tages, war aber dank Ortskenntnis auch ohne das leergesaugte PDA problemlos. Nun konnten sich Fahrer und Technik über zwei Wochen am Mittelmeer zusammen mit der Familie regenerieren und für die Rückreise wieder Kraft tanken.

Tourtag 4: Boulouris (F) - Saint-Colomban-des-Villards (F)

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Blitzlicht am Galibier

Mit optimiertem Ladestecker für das PDA-Navi aber diesmal ohne Fotoapparat ging es auf die Rücktour. Die ersten kleinen Pässe kamen schnell mit dem Pas de la Faye, Col de Valferiere, Luenspass, Col de Toutes Aures und dem Col St-Michel schnell in Sicht und unter die Räder. Mit dem landschaftlich sehr schönen Col d'Allos ging es dann erstmalig ans Eingemachte. Nach dem Col de Pontis hätte das Tagesziel eigentlich schon in Briançon erreicht sein sollen, da es aber noch früh am Tag und die Wettervoraussage für die restliche Tour nicht all zu rosig war ging es über den Col du Lautaret und den Col du Galibier weiter. Hier wurde ich dann bei langsamer Fahrt, weil da einer auf der Straße stand, geblitzt. Oben am Pass bei der Pause konnte ich noch die Webadresse der Blitzer einstecken und den PDA zum X-ten mal zum Laden animieren.

Weiter ging es an diesem Tag dann noch über den Col du Telegraphe, Col du Mollard, Col de la Croix de Fer und Col du Glandon. In dem kleinen Ort Saint-Colomban-des-Villards habe ich mir dann ein Zimmer mit Abendessen im Hotel de la Poste besorgt und versucht, das PDA-Navi wieder fit zu machen.

Tourtag 5: Saint-Colomban-des-Villards (F) - Tamm (D)

Früh am nächsten Morgen bei geschlossener Wolkendecke ging es erstmal ohne Frühstück weiter. Kurz nach dem Col de la Madeleine begann dann der Regen quasi zeitgleich mit der finalen Arbeitsverweigerung meines Navis. Beim Frühstück entschied ich mich daher für eine Routenänderung über Albertville und auf direkten Weg zur Schweizer Autobahn. Da die Pässe Col des Montets und Col de la Forclaz bekanntlich hierbei im Wege waren, wurden diese eben unter nassen Bedingungen abgespult. In Marginty an der Tanke wurde zusammen mit dem Sprit gleich noch die Vignette erstanden. Dann ging es ab auf die Bahn, welche bis auf das Intermezzo an der Grenze zu D erst Abends zu Hause in Tamm wieder verlassen wurde.

Tourtag 6: Nachbereitung

Am eingesparten Tourtag habe ich dann genauer in den PDA reingesehen und festgestellt, das sich die Kontaktierung der kombinierten USB-Ladebuchse abvibriert hatte. Da dies ein SMD-Bauteil ist und sich dabei auch noch Leiterbahnen von der Platine abgelöst hatten war der PDA ein Totalschaden.

Ansonsten hat mir das Experiment einer aufgeteilten Motorradtour mit kombiniertem Familenurlaub sehr gut gefallen. Dass es hierbei schwer ist, Tourbegleiter zu rekrutieren ist verständlich, aber durch die Aufteilung der Tour ist das alleine Reisen auch recht angenehm, da man halt genau sein Ding durchziehen kann. Die 36 Pässe der 5 Tage waren die reinste Freude und auch die Familie hatte mit dem Autoreisezug ihren Spaß.